Medikamenten-Mißbrauch

Szenenamen: Benzos, Downers, Roofies, Kapseln, Pillen, Tabletten, Flunis, Dias, Rivos, Tillys

Gemäß dem Jahrbuch Sucht 2017 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) sind bis zu 1,9 Millionen Deutsche abhängig von Medikamenten, insbesondere von Beruhigungsmitteln und Schlaftabletten. 

Viele Menschen gehen davon aus, dass rezeptpflichtige Medikamente sicher seien, weil sie von einem Arzt verschrieben worden sind. Wenn man sie jedoch für nicht-medizinische Zwecke einnimmt, sondern um “high” zu werden oder sich selbst zu behandeln, können sie ebenso suchterzeugend und gefährlich sein wie illegale Drogen. 

Bei der Einnahme rezeptpflichtiger Medikamente bestehen ernste gesundheitliche Risiken. Daher müssen sie vom Arzt verschrieben werden. Und selbst dann muss die Vergabe genau überwacht werden, um Sucht und andere Probleme zu verhindern. 

Viele der heute illegalen Straßendrogen wurden einst von Ärzten oder Psychiatern verwendet oder verschrieben. Später jedoch wurden sie verboten, nachdem die Nachweise für ihre schädlichen Wirkungen nicht länger ignoriert werden konnten. Beispiele hierfür sind Heroin, Kokain, LSD und Methamphetamin. 

Der Missbrauch rezeptpflichtiger Medikamente kann sogar riskanter sein als der Missbrauch illegal hergestellter Drogen. Durch die hohe Wirksamkeit einiger synthetischer (künstlich hergestellter) Drogen, die als Medikamente verschrieben werden, ist auch das Risiko einer Überdosierung hoch. Das gilt besonders für Oxycodon und ähnliche Schmerzmittel, bei denen sich die Todesfälle durch Überdosierung in fünf Jahren mehr als verdoppelt haben. 

Erscheinungsform:

Rezeptpflichtige Medikamente, die missbraucht werden, fallen in die folgenden Hauptkategorien: 

Beruhigungsmittel - Tranquilizer und Benzodiazepine, Schlafmittel und Z-Drugs wirken auf das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) und verlangsamen die Gehirnfunktion. Diese Medikamente werden manchmal als “Downers” bezeichnet. Sie sind in Form von bunten Tabletten, Kapseln oder in flüssiger Form erhältlich. 

Opioide und Opiate - allgemein als Painkiller oder Schmerzmittel bekannt, enthalten Opium oder dem Opium ähnliche Substanzen. Derartige Mittel wirken schmerzlindernd auf das Nervensystem. Opioide sind in flüssiger Form sowie in Form von Tabletten und Kapseln erhältlich. 

Stimulanzien - eine Klasse von Arzneimitteln, die die Energie und Aufmerksamkeit steigern sollen. Sie erhöhen aber auch den Blutdruck und beschleunigen den Herzschlag und die Atmung. Sie werden manchmal auch als “Uppers” bezeichnet. Rezeptpflichtige Stimulanzien sind in Form von Tabletten und Kapseln erhältlich.

Antidepressiva - Psychopharmaka zur vorgeblichen Linderung von Depressionen. Diese gibt es als bunte Kapseln und Tabletten.

Kurzfristige Effekte:

Beruhigungsmittel

  • Herabgesetzte Gehirnfunktionen
  • Verlangsamter Puls und Atmung
  • Niedrigerer Blutdruck
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Verwirrung
  • Erschöpfungszustände
  • Schwindelgefühl
  • Lallen
  • Fieber
  • Trägheit
  • Sehstörungen
  • Erweiterte Pupillen
  • Desorientierung, motorische Probleme
  • Depressionen
  • Schwierigkeiten oder Unfähigkeit zu urinieren
  • Sucht

Opioide

  • Benommenheit
  • Verlangsamte Atmung
  • Verstopfung
  • Bewusstlosigkeit
  • Übelkeit
  • Koma

Stimulanzien

  • Anfängliches Hochgefühl, gefolgt von:
  • Erschöpfung
  • Apathie
  • Depressionen

Antidepressiva

Studien haben gezeigt, dass diese Klasse von Drogen die folgenden Auswirkungen haben können:

  • Schlaflosigkeit
  • Reizbarkeit
  • Nervosität und Angstzustände
  • Gewaltgedanken und Gewalttätigkeit
  • Selbstmordgedanken oder Selbstmord
  • Muskelzittern
  • Feindseligkeit
  • Schwitzen
  • Unregelmäßiger Herzschlag
  • Aggressionen
  • Kriminelles Verhalten
  • Verwirrung
  • Verfolgungswahn
  • Halluzinationen
  • Psychosen
  • Akathisie (schmerzhafte innere Unruhe und die Unfähigkeit, still zu sitzen)

Langfristige Wirkungen:

Beruhigungsmittel

  • Depressionen
  • Chronische Müdigkeit
  • Atembeschwerden
  • Sexuelle Probleme
  • Schlafstörungen
  • Angstgefühle und Panik
  • Toleranzentwicklung mit der Notwendigkeit größere Mengen einzunehmen
  • Entzugserscheinungen einschließlich Schlaflosigkeit, Schwäche, Übelkeit, Gereiztheit, Fieber, Delirium, Halluzinationen und Krämpfen
  • Koma
  • Tod

Opioide

  • Physische Abhängigkeit und Sucht
  • Toleranzentwicklung mit der Notwendigkeit größere Mengen einzunehmen
  • Entzugserscheinungen einschließlich Unruhe, Muskel- und Knochenschmerzen, Schlaflosigkeit, Durchfall, Erbrechen, plötzliches Frieren und Gänsehaut
  • Stimulanzien
  • Sucht
  • Feindseligkeit
  • Paranoia
  • Gefährlicher Anstieg der Körpertemperatur
  • Unregelmäßiger Herzschlag

Antidepressiva

  • Entzugserscheinungen einschließlich Selbstmordgedanken, Aggressionen, Angst, Depressionen, Weinkrämpfe, Schlaflosigkeit, Schwindel, Erbrechen, Kopfschmerzen, Zittern und das Gefühl elektrischer “Schläge” im Gehirn

Aufklärungsmaterialien

Info-Heft: Fakten über den Missbrauch rezeptpflichtiger Medikamente

Wie der Arzneimittelschrank zu Hause der neue Drogendealer werden kann.